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Der Suchmaschinen-Robot und der Webdesigner

Ein unidirektionales, virtuelles Märchen

An einem schönen Sommerabend in einer rheinischen Grossstadt lehnte ein Suchmaschinen-Robot gelassen an einer Kneipentheke und genoss nach seinem langen Arbeitstag ein paar Gläser kühles Alt. Er hatte in den letzten 24 Stunden 16 Millionen WWW-Seiten gelesen und ausgewertet. Die Ergebnisse hatte er bei der Datenbank abgeliefert. Für heute reichte es ihm. Bloss keine HTTP-Anfragen mehr. Jetzt musste VoA[1] reichen.

Genussvoll liess er das Altbier die Kehle runterlaufen. Ein lässiges Winken mit dem leeren Glas reichte als Bestellung für das nächste. "Ein PubML[2] sollte mal jemand erfinden", dachte er.

Dynamischen Schrittes kam ein schwarzgekleideter Jügling mit Drei-Tage-Bart und viel Gel in den geschwärzten Haaren herein und stellte sich neben den Robot an die Theke. "Au Scheisse! Ein Webdesigner!", dachte der Robot.

Webdesigner: Namd![3]
Suchmaschinen-Robot: Nabend.
Wirt: Wat darwet denn sein?
Webdesigner: Einen Prosecco, bitte. Aber kalt!
Wirt: Jau. Nochn Alt, Robot?
Suchmaschinen-Robot: Machma.

Der Jüngling riss mit einem lässigen, mühsam einstudierten Griff den back pack[4] von seinem Rücken, so, dass er zielsicher auf der Theke landete. Dem Wirt gelang es im letzten Moment, mit dem Prosecco auszuweichen.

Wirt: Biddeschön.
Webdesigner: Danke.

Ein weiterer gekonnter Griff, und die Tasche landete am Haken des Thresen. Auf der Theke blieb ein flatschneues Notebook übrig. "Nicht schon wieder!" dachte der Robot. "Ich sollte in Kneipen gehen, die nicht so nahe am Medienhafen liegen." Er drehte sich um und genoss sein Alt.

Der Jüngling vergewisserte sich, dass alle anderen Thekenbewohner auch wirklich hinguckten, und klappte das Notebook auf. Ein Tastendruck, und es ertöhnte eine kurze, weltbekannte Melodie. Der Robot verschluckte sich an seinem Alt.

Nur wenige Minuten später waren alle Applikationen hochgefahren, die solche schwarzgekleideten Jünglinge zum Leben brauchen. Der Jüngling fummelte an einer Präsentation herum und schlürfte unüberhörbar seinen Prosecco.

Der Robot konnte nicht anders. Er musste auf das Display schielen. Was er sah, reichte ihm schon. Aber die Falle klappte zu.

Webdesigner: Kennse das?
Suchmaschinen-Robot: Geht so.
Webdesigner: Wat machse denn?

Ein Mensch hätte jetzt "Bestattungsunternehmer" oder sowas gesagt. Aber Robots können nicht lügen. Die wissen gar nicht, wie das geht. Ist auch besser so.

Suchmaschinen-Robot: Suchmaschinen-Robot.
Webdesigner: Nee, echt jetzt?
Suchmaschinen-Robot: Ja.
Webdesigner: Cool! Dann kennste ja auch meine WWW-Seiten, ne?
Suchmaschinen-Robot: Kann sein.
Webdesigner: Sachdochma!
Suchmaschinen-Robot: Was jetzt genau?
Webdesigner: Ob Du meine Seiten kennst!
Suchmaschinen-Robot: Sachma die URL!
Webdesigner: www.megacool-design.com[5]

Der Robot schaute zur Decke und loggte sich in die Datenbank ein. Ein Blick genügte. "Au weia!" dachte er.

Suchmaschinen-Robot: Kenn ich.
Webdesigner: Und?
Suchmaschinen-Robot: Und was?
Webdesigner: Wie findste se?
Suchmaschinen-Robot: Was jetzt genau?
Webdesigner: Meine Seiten.
Suchmaschinen-Robot: Nicht.
Webdesigner: Ja wie: "Nicht"?!
Suchmaschinen-Robot: Ich finde nix.
Webdesigner: ???
Suchmaschinen-Robot: Ich kenne die URL, aber da ist kein Inhalt.
Webdesigner: Kann gar nicht sein!
Suchmaschinen-Robot: Doch. Ist so. Da is eine Grafik, und sonst nix.
Webdesigner: Ja klar! Das ist mein Logo! Wie findste das?
Suchmaschinen-Robot: Interessiert mich nicht. Mich interessiert Inhalt.
Webdesigner: Ja wie: "Inhalt"?!
Suchmaschinen-Robot: Text zum Beispiel.
Webdesigner: Der ist doch auf der nächsten Seite!
Suchmaschinen-Robot: Welche nächste Seite?
Webdesigner: Du wirst doch nach 5 Sekunden per "meta refresh" weitergeleitet.
Suchmaschinen-Robot: Nein.
Webdesigner: Ja wie: "Nein"?!
Suchmaschinen-Robot: Ich folge keinen Weiterleitungen. Ich folge nur Links.
Webdesigner: Warum denn das? Was soll das denn?
Suchmaschinen-Robot: Ich durchsuche die Texte auf den Seiten, die ich finde. Ich folge Links. Das wars.
Webdesigner: Aber dann geh doch mal auf die nächste Seite!
Suchmaschinen-Robot: Wie denn, wenn ich die URL nicht kenne?
Webdesigner: Die steht doch im "meta refresh"!
Suchmaschinen-Robot: Ich lese keine "meta refresh".
Webdesigner: Warum denn nicht?!
Suchmaschinen-Robot: Not my job. Also kenne ich von Deiner Domain nur den Namen und eine Grafik. Ohne alt-text, übrigens.
Webdesigner: Dann geh doch mal auf die nächste Seite!
Suchmaschinen-Robot: Wenn Du mir endlich die URL verrätst...?

Der Jüngling nannte irritiert eine URL unter einer anderen Domain.

Suchmaschinen-Robot: A ja! Kenne ich.
Webdesigner: Und?
Suchmaschinen-Robot: Und was?
Webdesigner: Wie findest Du sie.
Suchmaschinen-Robot: Langweilig.
Webdesigner: Warum das denn?
Suchmaschinen-Robot: "Ihr Browser unterstützt keine Frames." Kenn ich schon. Mit dem Stichwort "Frames" bist Du auf Platz 13.451.613 von ca. 17.600.000 Treffern. Mit dem Stichwort "Browser" bist Du auf Platz 16.698.225 von ca. 28.200.000 Treffern. Mit der Floskel "Ihr Browser unterstützt keine Frames." bist Du auf Platz 63.613 von ca. 92.400 Treffern. War es das, was Du wissen wolltest?

Nein, das war es nicht. Wirklich nicht. Die Thekenrunde lauschte grinsend ihrer Unterhaltung. Der Jüngling fürchtete um sein Image. Zu Recht. Er bestellte noch einen Prosecco und ein Alt für den Robot.

Webdesigner: Moment mal! Wieso kennst Du nicht mehr Inhalt von meinen Seiten?
Suchmaschinen-Robot: Weil da keiner ist.
Webdesigner: Aber da muss doch ein Kopf und eine Navigation und so sein.
Suchmaschinen-Robot: Du meinst, in dem Frameset?
Webdesigner: Ja klar!
Suchmaschinen-Robot: Frames spider ich meistens nicht so gerne. Habbich bei Dir aber gemacht.
Webdesigner: Und?
Suchmaschinen-Robot: Und was?
Webdesigner: Wie findste die Seiten?
Suchmaschinen-Robot: Nicht.
Webdesigner: Jetzt sach nich, da wär schon wieder nix?!
Suchmaschinen-Robot: Was soll denn da sein?
Webdesigner: Na, sachichdoch: Oben ist ein Slogan...
Suchmaschinen-Robot: Mit oben meinst Du "Frame:TOP"?
Webdesigner: Ja klar!
Suchmaschinen-Robot: A ja. Eine Grafik. Ohne Alt-Text. Nix verwertbares. Uninteressant.
Webdesigner: Aber der Slogan ist doch echt cool, oder?
Suchmaschinen-Robot: Welcher Slogan?
Webdesigner: Na, oben der!
Suchmaschinen-Robot: Die Grafik?
Webdesigner: Ja!
Suchmaschinen-Robot: Ich sehe keinen Slogan. Ich sehe nur den Dateinamen der Grafik.
Webdesigner: Warum denn das?
Suchmaschinen-Robot: Weil der Slogan wohl in der Grafik steckt.
Webdesigner: Ja. Und?
Suchmaschinen-Robot: Wie soll ich denn Text in einer Grafik lesen?
Webdesigner: Arghl! Und der Rest?
Suchmaschinen-Robot: Welcher Rest?
Webdesigner: Na, zum Beispiel die Links auf die Unterseiten!
Suchmaschinen-Robot: Welche Links?
Webdesigner: Im Navigationsframe!
Suchmaschinen-Robot: Im "Frame:NAVI"?
Webdesigner: Ja!
Suchmaschinen-Robot: Da sind keine Links.
Webdesigner: Jetzt hör aber mal auf! Na klar sind da Links! Das muss ich doch wissen! Ich hab die doch selber programmiert.
Suchmaschinen-Robot: Da is nix. Da ist nur Java-Script.
Webdesigner: Ja. Und?
Suchmaschinen-Robot: Und was?
Webdesigner: Darüber kommse doch auf die Seiten!
Suchmaschinen-Robot: Nein. Welche Seiten?
Webdesigner: Na, wenn Du mit der Maus auf die Links gehst, werden die Grafiken ausgetauscht, und wenn Du dann klickst...
Suchmaschinen-Robot: Ich habe keine Maus. Was soll ich damit? Ich klicke nicht. Ich folge den Links. Bei Dir sind keine Links. Nur JavaScript.
Webdesigner: Na, dann lass das JavaScript doch mal ausführen!
Suchmaschinen-Robot: Nein. Auf gar keinen Fall.
Webdesigner: Warum denn das nicht?
Suchmaschinen-Robot: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das Rechenzentrum einer Suchmaschine fremden Code auf den eigenen Rechnern ausführen lässt?!
Webdesigner: Aber dann kannst Du doch den Links nicht folgen!
Suchmaschinen-Robot: Da sind keine Links. Nur JavaScript. Und das filtere ich aus. Und dann bleibt in dem Frame genau gar nix übrig.
Webdesigner: Du willst mir doch nicht erzählen, dass Du im ganzen Netz alle JavaScript-Links ignorierst?!
Suchmaschinen-Robot: Doch. Will ich. Ich ignoriere alle "aktiven Inhalte". Egal, welche.
Webdesigner: Aber 95% alle User haben doch JavaScript aktiviert.
Suchmaschinen-Robot: Glaubichnich. Ausserdem bin ich kein User. Und bei mir wird JavaScript nicht ausgeführt.
Webdesigner: Dann wirst Du im Netz aber nicht viel finden.
Suchmaschinen-Robot: Wenn ich mir den Umfang unserer Datenbank so ansehe, muss ich Deiner Aussage widersprechen. Mir reicht das, was ich finde, völlig.

Des Jünglings Weltbild wankte. Er stützte es mit einer Runde Grappa ab. Der Robot lehnte dankend ab und beschränkte sich weiterhin auf Alt.

Webdesigner: Gut, gut, gut. Und was ist mit dem Inhalt?
Suchmaschinen-Robot: Welcher Inhalt?
Webdesigner: Na, auf der Seite.
Suchmaschinen-Robot: Wo soll der sein?
Webdesigner: Im Inhaltsframe!
Suchmaschinen-Robot: Du meinst "Frame:CONTENT"?
Webdesigner: Ja! Genau!
Suchmaschinen-Robot: Da is nix.
Webdesigner: Also hör ma! Du redest hier mit einem der führenden Webdesigner in der Umgebung...
Suchmaschinen-Robot: Ach so.
Webdesigner: ...und Du kannst mich nicht verarschen! Da ist ein megageiles Flash, wo ich die Philosophie meiner Agentur vorstelle.
Suchmaschinen-Robot: Flash parse ich nicht.
Webdesigner: Warum denn das nun wieder nicht?
Suchmaschinen-Robot: Wie soll das denn gehen?
Webdesigner: Na, Du siehst doch den Text und die Animation!
Suchmaschinen-Robot: Ich "sehe" gar nix. Ich lese Text. Und da ist keiner.
Webdesigner: Bitte? In dem Flash ist doch Text! Den musst Du doch lesen können?
Suchmaschinen-Robot: Wenn Du ein Programm schreibst, dass Text sinnvoll aus flash-Quellcode rausporkelt, solltest Du Dich zügig bei uns bewerben. Du wirst reich. Sehr reich. Sehr schnell.

Der Jüngling strahlte. Das wäre doch eine Perspektive. Er klappte sein Notebook auf und warf einen Blick in den Quellcode seines Flashs. Und dachte kurz nach. Und grübelte. Und grübelte... Der Robot genoss die Stille und sein Altbier. Zwei Bier später hatte der Jüngling es endlich begriffen:

Webdesigner: Das geht doch gar nicht!
Suchmaschinen-Robot: Was jetzt genau?
Webdesigner: Na, den Text aus Flash auszulesen.
Suchmaschinen-Robot: Ja. Sag ich doch.
Webdesigner: Moment. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, siehst... äh... liest Du weder Text in Grafiken, noch in Flash, und alle Scripte filterst Du aus. Dann bleibt doch nix mehr übrig!
Suchmaschinen-Robot: Bei Dir nicht. Sag ich doch.
Webdesigner: Aber dann kannst Du doch gar nix lesen!
Suchmaschinen-Robot: Bei Dir nicht. Sag ich doch.
Webdesigner: Was kannst Du denn überhaupt lesen?
Suchmaschinen-Robot: Schonmal was von "HTML" gehört?
Webdesigner: Aber das ist doch total veraltet! Das ist doch nicht mehr zeitgemäss!
Suchmaschinen-Robot: Kann schon sein.
Webdesigner: Damit kannste doch keinem mehr kommen!
Suchmaschinen-Robot: Mir schon.
Webdesigner: Aber das macht doch keiner mehr!
Suchmaschinen-Robot: Ist mir noch nicht aufgefallen. Wie haben jetzt 3.307 Millionen Quellen in der Datenbank. Und es werden täglich mehr. Kann nicht sein, dass das keiner mehr macht.
Webdesigner: Nee, mir ist das zu doof. Die User wollen action und interactivity und...
Suchmaschinen-Robot: Ich bin kein User. Ich brauche das nicht.
Webdesigner: Aber dann kannst Du ja meine Inhalte gar nicht lesen!
Suchmaschinen-Robot: Welche Inhalte?
Webdesigner: Arghl! Die auf meinen Seiten!
Suchmaschinen-Robot: Da sind keine Inhalte. Jedenfalls keine, die ich lesen könnte.

Der Jüngling wurde das Gefühl nicht los, dass sich die Diskussion im Kreis drehte. Der Robot kannte das Gefühl schon. Er wusste, dass sich die Diskussion auch weiter im Kreis drehen würde.

Webdesigner: Wie willst Du denn die Inhalte meiner Websites lesen, wenn Du da nicht drankommst?
Suchmaschinen-Robot: Gar nicht.
Webdesigner: Aber das ist doch Dein Job!
Suchmaschinen-Robot: Nein. Genau das ist nicht mein Job. Mein Job ist es, die Inhalte zu lesen, die für mich erreichbar sind. Deine sind es nicht. Mir ist das egal. Dann habe ich auf Deinen Seiten weniger zu tun, und kann schneller auf die nächste Domain.
Webdesigner: Aber die User können die Inhalte doch erreichen.
Suchmaschinen-Robot: Mag sein. Ist mir egal. Ich bin kein User.
Webdesigner: Aber Du kannst Dich doch nicht weigern, 95% aller Websites zu lesen.
Suchmaschinen-Robot: Tue ich auch nicht. Woher hast Du diese Zahl?
Webdesigner: Das weiss doch jeder!
Suchmaschinen-Robot: Ich nicht.
Webdesigner: Grmpf! Mal andersherum: Du weigerst Dich, die Inhalte meiner Seiten in Eure Datenbank zu kippen, ja?
Suchmaschinen-Robot: Nein. Da sind keine Inhalte.
Webdesigner: Gaaaanz ruhig. OK. Du kannst da nix finden, also behauptest Du, da wäre nix. Richtig?
Suchmaschinen-Robot: Richtig.
Webdesigner: Ist aber falsch! In Wirklichkeit ist da sehr viel!
Suchmaschinen-Robot: Ja, und?
Webdesigner: Du kippst es nicht in die Datenbank!
Suchmaschinen-Robot: Ich kippe das in die Datenbank, was ich lesen kann. Und bei Dir ist nix.
Webdesigner: Nein! Du vermeidest einfach, die Inhalte in die Datenbank zu kippen.
Suchmaschinen-Robot: Andersherum: Du versteckst Deine Inhalte mit bewundernswerter Konsequenz vor mir. Es ist Dein Problem, nicht meins.
Webdesigner: Aber es ist Euer Job, die User mit Suchtreffern zu versorgen.
Suchmaschinen-Robot: Das machen wir auch. Sehr ausgiebig sogar.
Webdesigner: Aber meine Seiten sind nicht in den Suchtreffern!
Suchmaschinen-Robot: Ja. Und?
Webdesigner: Dann fehlt doch was!
Suchmaschinen-Robot: "Frames" liefert ca. 17.600.000 Treffer. Wieso glaubst Du, dass ausgerechnet Dich jemand unter den ersten 10 vermisst?
Webdesigner: Auf meinen Seiten geht es nicht um Frames!
Suchmaschinen-Robot: Steht aber da.
Webdesigner: Nein! Da steht noch viel mehr! Da geht es um Internet-Präsentationen, um e-commerce-Lösungen, um...
Suchmaschinen-Robot: Das steht da nicht.
Webdesigner: Doch! Und das hast Du gefälligst auch in Deiner Datenbank aufzuführen!
Suchmaschinen-Robot: Ich liefere das ab, was ich finde. Und bei Dir finde ich nix.

Dem Jüngling wurde das langsam zu blöd. Dem Robot war das schon lange zu blöd. Aber es ist nunmal sein Job. Er freute sich, dass das Alt allmählich wirkte. Beim Jüngling wirkte die interessante Mischung aus Prosecco und Grappa schon deutlich spürbarer.

Webdesigner: Hör mal! Das ist eine völlig veraltete Einstellung! Wenn alle so auf veralteten Techniken beharren würden, wäre kein Fortschritt im Internet möglich!
Suchmaschinen-Robot: Welcher Fortschritt?
Webdesigner: Na, interaktive Präsentationen und so!
Suchmaschinen-Robot: Ohne Text? Wie bei Dir?
Webdesigner: Arghl! Du machst mich wahnsinnig! Da ist Text!
Suchmaschinen-Robot: Ich sehe keinen.
Webdesigner: Was Du siehst, ist doch nicht der Maßstab!
Suchmaschinen-Robot: Für unsere Datenbank ist das der Maßstab. Und da bist Du nur mit dem Domainnamen, und "Frames" und "Browser" drin.
Webdesigner: Aber die User sehen das anders!
Suchmaschinen-Robot: Ich bin kein User.
Webdesigner: Aber die User sind Eure Kunden!
Suchmaschinen-Robot: Die werden bei uns gut versorgt.
Webdesigner: Aber nur mit völlig veralteten Seiten mit veralteter Technologie!
Suchmaschinen-Robot: Ja. Mit mehr als 3 Milliarden "veralteten" Seiten.
Webdesigner: Das ist nicht zukunftsfähig!
Suchmaschinen-Robot: Die Arbeit, die ich in der Gegenwart habe, reicht mir völlig aus.
Webdesigner: Aber die User wollen mehr!
Suchmaschinen-Robot: Die User wollen relevante Suchergebnisse. Sonst gar nix. Und die kriegen sie bei uns. Reichlich.
Webdesigner: Aber meine Seiten nicht. Und die sind auch relevant.
Suchmaschinen-Robot: Zu welchem Thema? Da steht nur was von "Frames" und "Browser".

Der Jüngling stöhnte. Was ist das für eine Welt, in der ein dämlicher Robot einem gestandenen Webdesigner was vom Pferd erzählen kann!?

Webdesigner: Gut. Nochmal andersherum: Glaubst Du im Ernst, dass Ihr mit dieser Einstellung weit kommt?
Suchmaschinen-Robot: Gut. Nochmal andersherum: Glaubst Du im Ernst, dass Du mit dieser Einstellung weit kommst?
Webdesigner: Wieso das jetzt?
Suchmaschinen-Robot: Wer bist Du? Dich kennt keiner. Dein Name taucht in den Suchergebnissen nicht auf. In welcher "Umgebung" glaubst Du, der "führende Webdesigner" zu sein? Reden wir von der gleichen Galaxis? Du faselst was von "Frames" und "Browser". Dazu gibt es im Netz reichlich Material. Was willst Du denn? Liefere anständigen, erreichbaren Inhalt zu Deinem Thema, dann wirst Du auch bekannter.
Webdesigner: Das habe ich nicht nötig, mich von Suchmaschinen gängeln zu lassen! Ich werde auch so gefunden.
Suchmaschinen-Robot: Ach was. Zum Thema "Frames" wirst Du auf Platz 13.451.613 gefunden?
Webdesigner: Nein! Zum Thema "Internet-Präsentation"!
Suchmaschinen-Robot: Bei uns nicht.
Webdesigner: Aber... Also jedenfalls finden mich die Leute!
Suchmaschinen-Robot: Wer findet Dich?
Webdesigner: Die User! Meine Kunden!
Suchmaschinen-Robot: Was regst Du Dich denn dann so auf? Dann brauchst Du uns ja gar nicht.
Webdesigner: Doch! Natürlich! Ich will ja mehr Kunden.
Suchmaschinen-Robot: Jetzt kommen wir der Sache näher. Du solltest mal darüber nachdenken, warum Du so wenig Kunden hast.

Der Jüngling zahlte seine Zeche. Das Verstauen des Notebooks gelang ihm deutlich fahriger, uneleganter als bei seinem Auftritt. Kopfschüttelnd, und Buzzwords vor sich hinbrummelnd, verliess er die Kneipe.

Wirt: Immer widder datselbe, ne?
Suchmaschinen-Robot: Jau.
Wirt: Noch eins?
Suchmaschinen-Robot: Machma.
Wirt: Jestern hat widder ne Familie den Saal jebucht. Die hann misch im WWW jefunden.
Suchmaschinen-Robot: So musset sein.
Wirt: Danke für Eure jute Arbeit.
Suchmaschinen-Robot: Danke für Deine guten Seiten.
Wirt: Dat is Zusammenarbeit.
Suchmaschinen-Robot: So musset sein.
Wirt: Prost!
Suchmaschinen-Robot: Prost!

Endlich Stille. Der Robot genoss sein Alt und blinzelte in die untergehende Sonne. Auf seiner Liste für die nächste Schicht standen 14,7 Millionen Webseiten. Die des Jünglings war wieder nicht dabei...


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Fussnoten

  • VoA = "Voice over Air", ein veraltetes Protokoll, das nur ausserhalb des Internets eingesetzt wird.
  • PubML = "Kneipen Markup Language". Ist eine Überlegung wert. Könnte bei Hochbetrieb dem Wirt die Arbeit erleichtern.
  • Namd! = rheinische Kurzform von "Guten Abend".
  • back pack = denglisch für Rucksack. Vermutlich. Oder so.
  • Ich schwöre: Als ich diesen Text schrieb, war die Domain nicht reserviert. Aber ich wundere mich über nix mehr.